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Die Emigration aus Friaul Julisch-Venetien nach Argentinien und Uruguay
Javier Grossutti

Die landwirtschaftlich geprägte Emigration: friaulische Siedler auf argentinischem Boden
Die erste landwirtschaftliche Siedlung, der von einer relativ großen Gruppe von Friaulern bevölkert war, entstand nicht weit von Reconquista im Norden der Provinz Santa Fe. Die ersten zehn friaulischen Famlien kamen am 6. November 1877 in “Estrella de Italia” (“Stern Italiens”) an.
Sie waren von dem italienischen Unternehmer Vincenzo Gaetani angeworben worden, der eine Kalifabrik gründete, die erste dieser Art in Argentinien (noch heute ist das Gebiet unter dem Namen “La Potasa” bekannt, von  Potasio=Kali). Gaetani hatte sich verpflichtet, etwa fünfzig Familien nach Argentinien zu holen, ihnen ein Stück Land kostenlos zur Verfügung zu stellen und einen Arbeitsplatz in der Kalifabrik zu garantieren. Dafür hatte er Subventionen von den nationalen Behörden erhalten, die daran interessiert waren, die Gegend zu bevölkern. Kurz darauf kamen weitere  zehn Familien in „Estrella d’Italia“ an: Die Gruppe bestand aus insgesamt 85 Personen (50 Männer und 35 Frauen). Dieser Kern hatte sich an der so genannten Nordgrenze niedergelassen, fast auf der Festungslinie, den militärischen Vorposten gegen die Angriffe der Eingeborenen. Das Unternehmen war jedoch nicht von Erfolg gekrönt und in den ersten Monaten des Jahres 1879 baten die friaulischen Siedler den Oberst Manuel Obligado, Kommandant an der Nordgrenze von Santa Fe, Cordoba und Santiago del Estero, in die kurz zuvor gegründete Kolonie „Presidente Avellaneda“ umziehen zu können.

Die Erfahrungen in “Estrella de Italia” und in der Kolonie “Tres de Febrero” oder “Brugo” (heute San Benito) in der Provinz Entre Ríos, unterscheiden sich von den übrigen größeren friaulischen Landsiedlungen, weil es sich um einen Siedlungsversuch auf Privatinitiative handelt. Die vielen Gruppen von „italienischen“ und „österreichischen“ Friaulern, die ab 1877 bis in die frühen achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Argentinien eintrafen, waren eigentlich aufgebrochen, weil das Gesetz Nr. 817 über Einwanderung und Besiedlung, das so genannte Avellaneda-Gesetz aus dem Jahr 1876, ihnen eine Reihe von Vorteilen in Aussicht stellte.   Dazu gehörte u. a. die in Art. 85 vorgesehene Möglichkeit für die ersten hundert Familienoberhäupter jeder Sektion, in die die zu besiedelnden Gebiete aufgeteilt waren, kostenlos Land zur Verfügung gestellt zu bekommen oder es zumindest preiswert erwerben zu können (Art.86). Diese Klausel fand bei den friaulischen und italienischen Bauern großen Anklang. In Wirklichkeit waren die Zuteilung von Land aus Staatsbesitz und die Übernahme - sozusagen als Vorschuss - der Kosten für Reise, Wohnung, Lebensmittel, Arbeits- und Zuchtvieh, Saatgut und Geräte für mindestens ein Jahr (Art. 88) schon in einigen anderen argentinischen Provinzen (vor allem in Santa Fe) ausprobiert worden waren, um den Zustrom von europäischen Siedlern zu fördern.



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